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Dschihad - so aber nicht!

Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde dem Begriff Dschihad (Jihad) neue Aufmerksamkeit geschenkt. Spätestens mit der terroristischen, brutalen und menschenverachtenden Verbreitung des IS-Terrors wurde der Begriff in einer Art und Weise inszeniert, dass jeder mit neuzeitlichem Verstand ausgestattete Mensch vor einen Gefühlscocktail mit der Mischung “Verständnislosigkeit, Angst, Wut, Bedauern, Entsetzen und Hass” gesetzt worden ist. Der Begriff “Scharia” ist zu einem Vokabular der Rückständigkeit, Hinterfotzigkeit, Diktatur und Religionsneurotik verkommen.

Seit der Reformation, spätestens jedoch seit der Aufklärung sollten Toleranz, Respekt und Akzeptanz von Menschen anderen Glaubens zur Selbstverständlichkeit zivilisierter Menschen gehören. Eine Auffassung, die beispielsweise ebenso den im frühen Mittelalter verweilenden Salafisten völlig unbekannt zu sein scheint. Erschreckender Weise bekommen diese Gruppen in letzter Zeit auch noch regen Zulauf, was die wachsende Bildungsabstinenz in diesen Kreisen eindrücklich unterstreicht.

Die perversen und blasphemischen (gotteslästernden) Gräueltaten der IS-Terroristen werden normalerweise auch im Islam abgelehnt. Zudem der Laizismus normalerweise entscheidende Weichen gestellt haben soll, Politik und Religion sorgsam zu trennen. Leider beweist die gegenwärtige Entwicklung einen Rückschritt im Zusammenhang der Trennung von Politik und Religion. Das ist mehr als besorgniserregend.

Denn der Dschihad bedeutet eben nicht Folter, Vernichtung und Ausrottung andersgläubiger Menschen, sondern weist den gläubigen Menschen stets darauf hin, sich selbst zu läutern und sich dem Kampf mit dem sog. “inneren Schweinehund”  zu stellen (Dschihad akbar).

Andersgläubigen Menschen gilt es im Islam gleichermaßen mit Argumenten zu begegnen (Dschihad kabir). Ebenso ist die Glaubensfreiheit dem Islam nicht unbekannt. Jemanden für ungläubig zu erklären, nur weil er nicht an den Islam glaubt, ist, nebenbei bemerkt, an religiöser Unbildung und Unverschämtheit nicht mehr zu unterbieten. Diese Glaubensfreiheit zu verteidigen, jedoch ohne die des anderen zu verletzen, erlaubt ausnahmsweise in bestimmten Fällen auch eine kriegerische Auseinandersetzung (Dschihad asgar).

Aber eben dieser Dschihad asgar setzt eine intellektuelle Auseinandersetzung voraus, um genau den von den IS-Terroristen und anderen Splittergruppen des Islams missbrauchten Dschihad-Begriff abgrenzen zu können.

Der nachfolgende Link gibt einen ausführlichen Einblick in das Verständnis des Begriffs “Dschihad”. Wer noch etwas mehr geschichtlichen Hintergrund und eine islamwissenschaftliche Erläuterung haben möchte, sollte sich den Artikel “Koran und Gewalt” einmal durchlesen. Ferner ist ebenfalls der Artikel “Was der Islam wirklich unter ‘Dschihad’ verseht” zu empfehlen.